Dienstag, 27. Juni 2017

DIE ZIONISTISCH-SOZIALISTISCHE REPUBLIK UGANDA

"[…] Ein Work in Progress, fragmentarisch und skizzenhaft, als Kostprobe vom Leipziger Performancekollektiv Friendly Fire im Rahmen der jüdischen Woche: erste und viel versprechende Resultate eines Gedankenspiels, das sich in wenigen szenischen Strichen und Punkten auf der Bühne ausbreitet. Gleich einer Schachpartie zwischen Historie und Utopie zeigt sich ein Was-wäre-wenn-Exkurs, dessen weitere Züge und Ausgang freilich noch nicht abzusehen sind. […] Das Heilige Land: eine kollektiv bewirtschaftete, jüdisch-afrikanisch-atheistische Enklave. Wie wäre das Leben in dieser? Welche Historie, welche Zukunft hätte so ein Staat? Wäre die Geschichte dort ohne Idi Amin oder Milton Obote ausgekommen? Wäre die Amtssprache Swahili oder Hebräisch? Und wie würden die Juden mit Bantu und Niloten, den ugandischen Volksgruppen, zusammen leben? Besser als mit den Palästinensern? Und welche persönlichen Geschichten fügten sich in die Geschichte dieses Staates? Einmal mehr unternehmen Friendly Fire den Versuch, nicht nur derlei eventuelle Konjunktivfragen zu beantworten, sondern den Konjunktiv gleichsam zu torpedieren. Die Setzung: Utopia exist! Muss ja so sein, wenn die Botschaft zum Empfang lädt. Zum diplomatischen Corps gehören auf der Bühne nicht nur Melanie Albrecht und Helena Wölfl vom Team, sondern auch die Israelis Tami Leibovits und Asaf Aharonson. Tänzerin und Tänzer – gleichsam Augenzeugen. Repräsentanten einer Imagination. Und alle Vier beherrschen die Gesten des diplomatischen Dienstes am Gast. Winken, Händeschütteln, Schulterklopfen – doch natürlich läuft das aus dem Ruder, treibt davon in einen künstlerischen Assoziationsraum, der abstrakt und direkt zugleich, auf alle Diplomatie pfeifend Themenstränge spannt, Optionen eröffnet." 
(LVZ, 26.06.2017, Steffen Georgi) // Fotos: Thomas Puschmann


















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