EYE: SEE: YOU. LIMBO KIDS
Premiere: 25.05.2017 - 20:30 bis 22:00 Uhr
Aufführungen:
26.05.2017 / 27.05.2017 - 14:00 bis 19:00 Uhr
(Ein Durchgang dauert 30min. und kann individuell begonnen werden.)
(Ein Durchgang dauert 30min. und kann individuell begonnen werden.)
Kongresshalle am Zoo,Telemann-Saal - im Rahmen des Kirchentags/Reformationsjubiläums in Leipzig
I
ALWAYS FEEL LIKE SOMEBODY'S WATCHING ME – mit EYE: SEE: YOU. LIMBO
KIDS ziehen friendly fire den konsequenten Schluss aus der
Bibel-Losung „Du siehst mich“. Die Teilnehmenden erwartet ein
experimenteller Limbus, in dem das Theater der Blicke auf die Stimmen
eines unsichtbaren Theaters trifft.
Dass
man gesehen wird und sich im Blick eines anderen darstellt, gehört
zu den Grunderfahrungen der Moderne wie auch des Glaubens. Die Losung
„Du siehst mich.“ ist für friendly fire deshalb Ausgangspunkt
für eine Befragung unseres heutigen Gesehen-Werdens, der Position
der Einzelnen im Blick des Anderen und der Bedeutung des Glaubens an
den Anderen hinter dem Blick. So wie die Reformation eine
Verweltlichung der Welt, eine Entdeckung der Gegenwart, darstellte,
so installierte sie auch ein anderes Verhältnis zu Gott und zur
Gesellschaft. Der Blick Gottes war nun ein beinahe intimer, einer, der
sich der Welt und den Einzelnen zuwendet. „Du siehst mich.“ meint
dabei auch: Jemand ist da und schaut nach mir. God actually cares.
Und indem Gott schaut, ist er da. Heute könnte man fast auf die Idee
kommen, dass die überall vorhandenen Überwachungskameras und
panoptischen Anordnungen der Gegenwart versuchen einen ähnlichen
Effekt hervorzurufen: Wenn da Kameras sind, muss auch jemand da sein,
der zuschaut. You are not alone! „Big brother is watching you“
wäre also ein im Modus der Drohung verstecktes Versprechen.
Mit
EYE: SEE: YOU. LIMBO KIDS setzen sich friendly fire mit den
Bedingungen und Praxen des Glaubens im optisch-visuellen Dispositiv
der Gegenwart auseinander. Gibt es ein Jenseits der visuellen Präsenz
und ihrer Materialität? Schaut Gott zu? Oder entspricht die Szene
der Gegenwart eher dem christlichen Limbus, in welchem die
ungetauften Kinder im Glauben des Mittelalters unter Vorenthaltung
der Anschauung Gottes lebten? Mit Giorgio Agamben müsste man dann
vielleicht über sie sagen: „Es ist nicht Gott, der sie vergaß,
sondern sie haben ihn je schon vergessen, und über dieses Vergessen
hat die göttliche Vergesslichkeit keine Gewalt.“ Oder um es mit
dem 80er Jahre Popstar Rockwell zu singen: I ALWAYS FEEL LIKE
SOMEBODY'S WATCHING ME!
VON/MIT:
Melanie Albrecht, Jemina Coletta, Jasmin Daka, Anne-Sophie Dautz,
Karoline Günst, Susann Jehnichen, Jennifer Ressel, Seetyca, Michael Wehren, Helena
Wölfl
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